Reise zur Youth Initiative Africa
VON CARL HARTMANN | SEPTEMBER 2025
The Gifts of Africa – Navigating Anthroposophy with the African Culture as our Compass
Ein Reisebericht von Carl Hartmann durch die Jugendsektion in Deutschland
Junge Menschen aus verschiedenen Ländern Afrikas haben sich unter dem Namen „Youth Initiativ Africa“ zusammengeschlossen. Es handelt sich dabei um eine Gruppe von jungen Frauen, die miteinander verwandt sind und von denen die meisten ehemalige Waldorf-Alumni sind. Sie vernetzen sich über Instagram und haben sich an die weltweite Jugendsektionsbewegung am Goetheanum angeschlossen. Ihr Anliegen dabei ist, die Anthroposophie in Afrika für junge Menschen zu vertreten und so zu einem positiven Wandel beizutragen, welcher bessere Lebensbedingungen schaffen kann. Und den jungen Menschen Zukunftsaussichten schafft in Anlehnung an die afrikanische Kultur und sich von mehr von europäischen Wertevorstellungen zu lösen.
Nun hat diese Initiative im vergangenen Monat (September 2025) ihre erste Konferenz in Tansania unter dem Namen „The Gifts of Africa“ abgehalten.
Von Dienstag bis Sonntag kamen bis zu 70 junge Menschen aus verschiedenen Ländern und Kontinenten in der Mwanangu Special Waldorfschool in Vikindu zusammen. Sie ist eine Primarschule für 100 Kinder (25 von ihnen sind Kinder mit Beeinträchtigung) und ein Ort mitten im Dorf sowie in der Nähe des Meeres, wodurch der Boden sehr sandig ist. Die Schule bietet ein schönes Gelände mit Klassenzimmern, einer Feuerstelle, einem Garten, Spielmöglichkeiten und Wohnmöglichkeiten für die Kinder - Eine Oase, in welcher wirkliche Gemeinschaft lebt.
Nun kamen von überall her Menschen zu dieser Tagung geströmt; teilweise Menschen, die auf der Waldorfschule gewesen sind, teilweise hatten sie noch nichts von Waldorf und Anthroposophie gehört. Das Interesse für etwas, wodurch sich Veränderung vollbringen könnte, trugen jedoch alle mit sich. Ganz praktisch zeigte das auch dieser Ort, an dem wir zusammenkamen: ein Ort, wo durch und mit der Anthroposophie Veränderung geschehen ist, die ansprechend ist, wie Gestaltung des Geländes und der Räume, sowie das Interesse am Menschen und eine Tiefgründigkeit im Gespräch.
So war eine Offenheit für das zugrunde gelegt, was nun in den kommenden Tagen bewegt werden wollte.
Wir waren zwar in Afrika, aber das Tagungsgeschehen unterscheidet sich in seiner Grundstruktur nicht sehr. So gab es beispielsweise verschiedene Zeitslots, welche es einteilten, in seiner Grundstruktur nicht sehr von jener in unseren Breitengraden/ Regionen Etwas ich auch bisher nicht kannte, es wurde bei sprachlichen Beiträgen immer gegrüßt, es war so ein belebteres Gespräch zwischen Rednern und Zuhörenden.
Mama Vikindu, die Gründerin und Leitung dieser Schule, lud uns in die Kultur Afrikas mit Geschichten ein und ließ uns auf diese Weise erlebbar werden, was das Wesenhafte der afrikanischen Kultur ist, und wir konnten so die Geschenke erahnen, welche diese Kultur der gesamten Menschheit zu bieten hat. Sei es Neugier, in Bewegung sein, sich berühren lassen, unvoreingenommen können oder die Fähigkeit, eine Gemeinschaft zu sein – „Wir sind, weil ich bin und Ich bin, weil wir sind“!
Darüber hinaus gab es viele künstlerische Abende mit traditionellen tansanischen ausgelassenem Tanz und freudiger Musik, welche oft von den dortigen Mitarbeitenden initiiert wurden. Da wurde für mich sehr erlebbar die dortige Kultur des in Verbindung-Seins: es wurde nämlich auch gleich mitgetanzt und -gesungen. In Europa erlebe ich erst ein „Denken darüber“ ob ja oder nein; in Afrika wird diese Frage nicht gestellt.
Auf der Tagung wurden viele Fragen gestellt, wie die Anthroposophie zum positiven Wandel beitragen kann, das wäre für mich, dass andere Kontinente von der afrikanischen Kultur lernen dürfen und nicht das man den Menschen dort erklärt, wie großartig das europäische Schulsystem ist. Es war den meisten jungen Menschen, die dort waren, klar, dass Anthroposophie das Potenzial in sich hat, das eigene Individuum selbst und andere Mitmenschen im Leben zu unterstützen, indem sie zum Beispiel sich als dreigliedrigen Menschen bewusstwerden.
Wie erkenne ich mich selbst? Wer bin ich? Was ist mein Name/ Was sind meine Namen? Wie geht eigentlich lernen? Was ist der Unterschied zwischen Geist und Seele?
Diese Fragen betreffen mich als Mensch direkt, denn Anthroposophie wirkt bildend auf das Menschwerden, da ich mich mit Anthroposophie als Mensch aktiv und bewusst (weiter)bilden und dabei unter anderem meine kulturelle Grundlagen mit einbeziehen kann, um in einer individuellen Weise gesamtgesellschaftlich wirksam zu werden.
Dort erlebte ich mehr Leichtigkeit im Umgang mit der Anthroposophie und ich erlebte sie zudem als einen Ausgangspunkt vom Tätigsein, wie ich es schon anfänglich beschrieben hatte, das es um ein Entwicklungspotenzial geht für besseres Leben, wovon sehr viele Menschen dort träumen. Es wollte konkret das Alltagsleben transformiert werden. Wie sauberes Wasser, Geld sparen können, lesen und schreiben, schwimmen lernen. Das bringt für mich einen Realitätsbezug, der für mich inspirierend ist, da es im deutschsprachigen Feld doch ganz anders ist, weil hier die Geisteswissenschaft zumindest zunächst besonders im Theoretischen ergriffen wird.
Mit meinen Begrifflichkeiten in dem Absatz möchte ich keine Wertung vertreten, sondern nur meine Erfahrungen deutlich machen. Für mich gibt es keine Wertung in Denken/Fühlen/Wollen.
Natürlich habe ich auch Gemeinsamkeiten entdeckt, wie dieser Ausspruch zum Herzen:
„Von Herz zu Herz soll die Zukunft sein!“
Da wir die Jugendsektion in Deutschland mit einer zukünftigen stetigen Anwesenheit des Herzens gegründet haben, das die Zukunft der Anthroposophie nicht ohne Herzqualitäten sein darf.
In diesem Sinne bedanke ich herzlich bei den Menschen der „Youth Initiative Africa“ und Mama Vikindu für ihre Gastfreundschaft!