Gründungsfeier der Jugendsektion in Deutschland

VON SINJA JESSBERGER, CARL HARTMANN | JULI 2023

Der Gründungsfeier der Jugendsektion in Deutschland gehen Jahre des Suchens voraus. Jetzt bilden sich erste Formen. Worum geht es bei der Jugendsektion, was ist Ihr Anliegen?
Sie hat eine Verbindung zum Herzen und zum Geist der Begegnung. Sie möchte das geistige Streben, die spirituelle Sehnsucht der Jugend ermöglichen und unterstützen. Sie möchte sich mit ihren Forschungsfragen in die Anthroposophie und in unsere Zeit hineinstellen. Sie möchte ein Knotenpunkt zwischen Initiativen sein, diese vernetzen und für Menschen auf dem Weg sichtbar machen.

Nun zur Gründungsfeier. Am Wochenende vom 30. Juni bis 02. Juli feierten zwischen 120 und 160 Menschen die Gründung der Jugendsektion in Deutschland. In Schloss Hamborn auf dem Schülerhof fanden wir einen passenden Ort für unsere Feierlichkeit. Der Schülerhof ist ein etwas abseits gelegener kleiner Bauernhof, der fest im Lehrplan der dortigen Schule eingebettet ist, die gerade Sommerferien hat. Ein wundervoller Ort für unser Anliegen.

Der Wunsch nach Grundsteinlegung für die sich gründende Jugendsektion in Deutschland.
Das Bedürfnis, dies zu feiern mit allen Menschen, die sich mit dem Impuls verbunden fühlen und verbinden wollen.
Der Impuls, ein Herzorgan zu bilden und zu beleben.
Das Herz, welches Kosmischem und Individuellem einen Raum gibt.
Die Möglichkeit, einen Wahrnehmungsraum zu bilden in diesem Organ, die fünfte Herzkammer, einen Ort der Begegnung zwischen den Menschen und Generationen.

Große Zelte für die Programmpunkte, die Küche und die Mahlzeiten wurden gemeinsam errichtet. Das Wetter war anwesend! Teilweise Regen und starke Böen begleiteten unser Anliegen. Im Laufe des Freitags trudelten die Menschen von Fern und Nah ein. Junge Menschen von Jugendsektionen aus anderen Ländern kamen, das war eine große Freude. Auch die Sonne kam zur Begrüßung auf der Wiese.
Angeklungen wurde die festliche Stimmung des Wochenendes durch einen musikalischen Beitrag von Familien aus Schloss Hamborn. Alle Menschen versammelten sich auf einer großen Wiese oberhalb des Geländes desSchülerhof. An die Musik schlossen sich herzliche Begrüßungsworte an, und bald tanzten alle in großen Kreisen zusammen über die Wiese. Freude lag in der Luft. Am Abend sprach Nathaniel Williams, Leiter der Jugendsektion am Goetheanum, über die Bedeutung von Begegnung. Anschließend ging es in Dialog-Spaziergänge zu zweit, mit der Aufgabe, die Gedanken des Vortrags aufzugreifen, innerlich anzuschließen und sich darüber auszutauschen. Zum Ende wurden alle eingeladen, einen Wunsch oder eine Erkenntnis dieses Abends auf ein Stück handgeschöpftes Papier niederzuschreiben. Diese wurden in einem feierlichen Rahmen bei Mondaufgang im Feuer verbrannt. Es war schön zu beobachten, wie aus allen Richtungen Menschen zusammenkamen und eine wohlige Stimmung entstand, die am Lagerfeuer ausklingen durfte. Nach und nach wurde es immer stiller, die Menschen krochen in ihre Zelte und Betten. Es gab am nächsten Morgen Raum, um ausgiebig zu frühstücken und die Menschen zu beschnuppern und in erste Begegnungen zu gehen, mit Fragen wie “Wie bist du hierhergekommen?”. Nach Singen und Bodypercussion und einer Eurythmie Einheit zum Thema der Herzentwicklung, die an das Logo der Jugendsektion anschließen sollte, gab es Raum, um von der sich gründenden Jugendsektion und dem Impuls, inhaltlich mit dem Herzen zu arbeiten, zu hören. Dies ging so weiter, dass viele Menschen, die da waren, selbst initiativ in Projekten sind und da sich die Jugendsektion als Knotenpunkt verstehen möchte, nun Raum war, um von den Initiativen zu hören und weiter auch die Möglichkeit, in ein Erleben oder ein Gespräch zu gehen. Kleine Workshop-Gruppen verteilten sich auf dem Gelände. Es war wundervoll zu hören, was lebt und wie so viele Menschen aus sich heraus tätig werden.

Nach einem köstlichen Mittagessen wurde von einigen helfenden Händen die Ritualwiese vorbereitet und nach einer langen Mittagspause näherten wir uns dem, worauf wir seit Monaten voller Freude entgegenfiebern. Dem Ritual. Der Grundsteinlegung. Trotz der eher kühleren Temperaturen zogen viele Menschen ihre „schicken Kleider“ an und es wurden Blumenkränze geflochten. Durch ein buntes Tuch zogen die Menschen auf eine weitere Wiese, wo ein großer Kreis mit Bänken zu sehen war. Als man näher kam, sah man in der Erde zwei ineinander gehende Spiralen, die in der Mitte einen Zwischenraum entstehen ließen. Die Erde war ein wenig ausgehoben und mit Blütenblättern geschmückt. Im Stillen setzten sich die Menschen. Geigen und Celli erklangen im Inneren des Kreises. Es fing leicht an zu regnen. Eine Melodie entstand, daraus ein Lied, das wir gemeinsam sangen. Mit einigen Worten zum Ritual, zur Spirale, und zu den Elementen, eröffneten wir die Gründungszeremonie. Die ersten drei Teile des Grundsteinspruches wurden vom Kernteam gesprochen, dazwischen drei Segen von Michael Schmock, Nathaniel Williams und Christine Rüter. Wir stellten und an den beiden Eingängen der Spirale auf. Nahmen aufdem Hineinweg Asche vom Vortag, von den verbrannten Wünschen und streuten diesen in die Mulde der Spirale. In der Mitte angekommen, trat man in einen Raum der Begegnung mit einem Menschen, der von der anderen Seite gekommen war, ein Augenblick, und schenkte diesem anschließend einen Halbedelstein aus der Schale mit den bunten “Grundsteinen”. Beim Hinausgehen auf der anderen Seite nahm man Blütensamen und streute diese wieder in die Mulde der Spirale. Der Herzimpuls wurde von all den teilnehmenden Menschen in die Erde geschrieben. Als die ersten Menschen den Weg hinein und hinaus beschritten hatten hörte es auf zu regnen und die Sonne kam hinter den Wolken hervor. Eine berührte Stimmung, die kaum durch Worte wiederzugeben ist. Als Abschluss sprachen wir gemeinsam den letzten Teil des Grundsteinspruchs, stimmten ein Lied an “Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen” und zogen Hand in Hand hinaus.
Nach diesem Ereignisvollen Nachmittag wurden wir gleich mit dem Abendessen empfangen. Und es ging es über zum festlichen Abend in die Scheune des Schülerhof, wo uns ein großartiges Programm in Form eines bunten Abends erwartete. Es gab viele schöne, künstlerische Darbietungen, zum Mitlachen und Mitsingen, und auch die Truppe junger Menschen, die unter der Leitung von Daniel Hafner ein Vorbereitungstreffen zur Einstudierung des zweiten Mysterien Dramas (im Sommer) hatten, gab einen Einblick in Ihre Arbeit. Abgerundet wurde der Abend vom Wiederaufleben der Kreistänze und einer offenen Tanznacht.

Am Sonntagmorgen wurden nach dem Frühstück die Lieder noch einmal angestimmt und wir trafen uns zu einem Abschluss Plenum im Zelt auf der großen Wiese. Der Beginn war begleitet von großen stürmischen Winden. Wir versuchten, einen Raum zu gestalten für den Übergang, wo das Anliegen war, zu fühlen, was in der Gruppe ausgesprochen werden möchte. Und ob das durch mich oder jemand anders ausgesprochen werden wollte. Ein Hörraum. Es wurde ein Raum, der teils zeitlich knapp wurde. Ein Raum, wo Spannung erlebbar wurde, wo wir erst am Beginn standen, wo Fragen offen blieben:
Wofür stehen wir? Wo auch erste Verbindungsfäden zwischen Menschen für die Vorbereitung des nächsten Treffens der Jugendsektion im Advent in Wörme geknüpft wurden. Es wurde Zeit, zu enden, mit einem gemeinsamen Lied. Und dann war es wieder wie ein Bienenschwarm: Menschen reisten ab, viele Menschen halfen beim Abbau, Menschen sprachen, Menschen tauschten Kontakt aus, holten ihre Instrumente hervor und spielten, Menschen aßen ein letzten Mal gemeinsam zu Mittag. Ein reges Treiben begann. Bis gegen Abend es immer ruhiger wurde und alle Orga verschwand. Und ein Lauschen begann:
Was haben wir da erlebt? Was lebt jetzt in unseren Herzen? Am nächsten Tag steckten Kinder den Ritualplatz ab und geben dem da Gesäten die Möglichkeit zu wachsen.

heart on earth.

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